Hallo Philipp! Wir freuen uns sehr dich am 24.02.2018 beim SAP Inside Track in Hannover als Sprecher begrüßen zu dürfen. Für alle, die dich noch nicht kennen: Kannst du dich kurz vorstellen?
Ich freue mich auch – danke für die Einladung :-). Mein Name ist Philipp Liegl und ich beschäftige mich seit rund 15 Jahren mit interorganisationalen Systemen.
Die Herausforderung besteht hier darin, dass man eine nahtlose Kommunikation zwischen IT-Systemen von verschiedenen Unternehmen realisiert, trotz Heterogenität auf beiden Seiten hinsichtlich Betriebssysteme, Architekturmuster, Prozesse, Programmiersprachen etc. Typischerweise sind diese IT-Systeme ERP-Systeme und man verwendet für die Kommunikation elektronischen Datenaustausch – auch EDI genannt. Mit Hilfe dieses Verfahrens werden Bestellungen, Lieferscheine, Lieferabrufe, Rechnungen usw. ohne menschliche Interaktion in Echtzeit zwischen Systemen ausgetauscht.

Die Unterstützung von EDI ist heute in vielen Branchen Grundvoraussetzung um eine Geschäftsbeziehung aufbauen zu können – z.Bsp. in der Automobilindustrie oder im Handel. Ohne EDI würde kein Auto fahren und wir würden vor leeren Supermarktregalen stehen.
Mein Schwerpunkt bei ecosio InterCom GmbH liegt in der Arbeit mit SAP ERP-Systemen. In der Praxis haben wir aber auch mit anderen ERP-Systemen zu tun, beispielsweise Microsoft Navision, abas ERP, proALPHA usw.

Was sind unerforschte Themengebiete in der SAP-Welt?
Also da gibt es mit Sicherheit viele. Was den Bereich des elektronischen Datenaustausches betrifft, so bemerken wir in der Praxis oft den mangelnden ganzheitlichen Zugang zu diesem Thema. Von EDI stark betroffen sind klassischerweise die Bereiche Sales and Distribution (SD) und Materials Management (MM) – bei Rechnungen und Gutschriften dann auch FI/CO.
Es reicht hier nicht, wenn man die einzelnen Bereiche in Isolation betrachtet – also als Fachbereich die SAP-Transaktionsbedienung, als Berater das SD/MM-Customizing, als ABAP-Entwickler die entsprechenden Funktionsmodule etc. Um einen nahtlosen EDI-Prozess mit Lieferanten und Kunden zu betreiben, braucht es eine Sicht auf den gesamten Ende-zu-Ende-Prozess, der auch die Eigenheiten des Geschäftspartners berücksichtigt.

Und vor allem von letzteren gibt es genug. Ziehe ich die speziellen Anforderungen meines Geschäftspartners nicht früh genug in Betracht, führt dies zu Fehlern in den EDI-Prozessen. Vor allem Großunternehmen sind hier dann wenig zimperlich – der Mehraufwand für die manuelle Verarbeitung wird in Rechnung gestellt und die Quality Ratings für den Lieferanten sinken. Am Ende ist man im schlimmsten Fall dann nicht mehr Lieferant.

Wie kann man sich diesen Themen annähern?
Das kann man aus fachlicher und technischer Sicht beantworten. Aus fachlicher Sicht braucht es Prozessverantwortliche im Unternehmen, die das Thema Datenaustausch steuern und koordinieren. Diese sind typischerweise im Einkauf bzw. im Verkauf angesiedelt, wobei eine enge Zusammenarbeit mit der eigenen IT und dem EDI-Dienstleister erfolgt.

Das bringt uns zur nächsten Sicht – der technischen. Die Frage ist nämlich, wo EDI „passiert“. Daten werden im ERP-System erzeugt und verarbeitet – im Falle von SAP ERP passiert dies mit Hilfe von IDocs. Mein Gegenüber, also mein Kunde oder mein Lieferant, nimmt aber nur in seltenen Fällen IDocs. Stattdessen kommen EDI-Standards wie VDA, EDIFACT, ANSI ASC X12 etc. zur Anwendung. Ich muss also beim Senden und Empfangen von EDI-Daten erst übersetzen – man spricht hier auch von EDI-Konvertierung. Diese Konvertierung kann inhouse mit einem lokalen Konverter erfolgen oder die Konvertierung ist an einen externen Dienstleister ausgelagert. Je nach Geschäftspartner kommen auch unterschiedliche Austauschprotokolle zur Anwendung: AS2, OFTP2, X.400, HTTPS, Value-Added-Networks (VAN) usw.

Der Trend geht in den letzten Jahren in Richtung Auslagerung der EDI-Konvertierung und des EDI-Routings an externe Dienstleister, da man hier Synergien auf Seiten des Dienstleisters heben kann, die einem beim Betrieb einer Inhouse-Lösung verwehrt bleiben.

Worauf darf man sich bei deinem Vortrag freuen?
Wir werden im Vortrag zeigen, wie der elektronische Datenaustausch seine Wurzeln in der Berliner Luftbrücke von 1948 hat und welche Erkenntnisse von damals noch in den modernen Lieferketten von heute stecken.

Dann werden wir uns gemeinsam mit einem EDI-Dokument auf die Reise zwischen zwei Unternehmen machen. Dabei werden wir die Herausforderungen hinsichtlich Identifikation und Übertragung von Daten beleuchten. Ein Schwerpunkt ist dabei auch der korrekte Import-/Export von Daten in und aus einem SAP ERP-System. Am Ende sollte man einen guten Überblick über das Thema des elektronischen Datenaustausches in Verbindung mit SAP ERP haben.

Welche Relevanz hat das Thema für die SAP Community?
Wer mit Großunternehmen zu tun hat, kommt um das Thema elektronischer Datenaustausch nicht herum und SAP bietet eine sehr gute Unterstützung für EDI-Prozesse.

Mit dem Stichwort „Digitalisierung“ ist das Thema EDI heute auch im Mittelstand angekommen. Immer mehr Unternehmen setzen auf die Automatisierung von Lieferketten in Beschaffung und Vertrieb. Der Kern jeder Digitalisierungsstrategie mit Kunden und Lieferanten ist dabei der elektronische Datenaustausch. Es zahlt sich daher für jeden in der SAP Community aus, hier zumindest ein Überblicksverständnis über die verwendeten Prozesse und Technologien zu haben.

Vielen Dank für deine Zeit! Wir freuen uns auf deinen Vortrag und anregende Diskussionen!

SAP Inside Track Hannover, 24.02.2018
24.02.2018, 9.00 Uhr bis 17.00 Uhr
Ahrensburger Straße 4-6, 30659 Hannover
Teilnahmegebühr: 20 € inkl. Verpflegung