Gegenüber dem Crendel-Center in Altwarmbüchen entstehen attraktive Bürokomplexe / Unternehmer sind von Infrastruktur überzeugt

Altwarmbüchen. Angetreten war die Gemeinde, um in Eins-a-Lage so viel Gewerbesteuer und Arbeitsplätze wie möglich zu generieren. Dreieinhalb Jahre, nachdem der Rat den Bebauungsplan für das Gewerbegebiet „Nördlich Altwarmbüchener See“ beschlossen hatte, steht fest: Der Plan geht auf – und das trotz eines herben Rückschlags.

Entwickelt hatte die Gemeinde das Gewerbegebiet damals auf Wunsch eines einzigen Unternehmens: Agco Finance, Finanzdienstleister für Landwirtschaftstechnik mit einem Jahresumsatz von gut einer Milliarde Euro, hatte seinen Deutschland-Sitz 2016 nach Altwarmbüchen verlegt. Als die Rabobank-Tochter wegen einer konzerninternen Umstrukturierung den Betrieb nach gerade einmal zwei Jahren einstellte, war das Entsetzen groß – hatte die Gemeinde doch auf rund eine Million Euro Gewerbesteuer pro Jahr gehofft. Isernhagens Wirtschaftsförderer Michael Frerking spricht von Agco als dem „Sahnehäubchen“ für das neue Gewerbegebiet – „jetzt ist das Häubchen weg, deshalb muss es mehr Sahne geben“. Und reichlich „Sahne“ gibt es am noch als Baustraße angelegten Lorbeerrosenweg gegenüber dem Crendel-Center.

Erweiterung war notwendig

Auf dem Parkplatz vor dem ehemaligen Agco-Gebäude stehen bereits wieder viele Autos, ein IT-Dienstleister ist in die attraktive sandfarbene Immobilie eingezogen. In erster Reihe mit Ausfahrt auf die Hannoversche Straße hat sich die Steuerberatungsgesellschaft Carsten Förster & Kollegen ein nicht minder attraktives, aber mit Türkistönen auffälligeres Domizil geschaffen. Für den Altwarmbüchener, der zuvor an der Podbielskistraße sein Büro betrieben hatte, war der alte Standort zu klein geworden. „Wir konnten uns dort nicht erweitern“, erläutert Carsten Förster. Dass es letztlich Altwarmbüchen wurde, hatte laut Förster mehrere Gründe. Einerseits ist da die Hannoversche Straße: „Man wird gesehen“– das habe seinem Büro schon neue Kunden gebracht. Zudem sei der Kaufpreis für das Grundstück attraktiv gewesen und die Parkplatzsituation entspannt. Die Stadtbahn vor der Tür, die hannoversche Vorwahl und die Infrastruktur mit Crendel- und A2-Center in der Nähe seien ebenfalls wichtige Faktoren. „Wir fühlen uns recht wohl“, sagt Förster – und er ist sich sicher, dass das Gebiet nach den weiteren Ansiedlungen sehr attraktiv sein wird. Ein Automobilgroßhandel betreibt schon neben dem ehemaligen Agco-Gebäude seine Geschäfte, weitere Firmen stehen in den Startlöchern. Vorn rechts am Beginn des Lorbeerrosenweg soll die neue Zentrale der Aucotec AG entstehen, für den 23. Oktober ist die Grundsteinlegung geplant. Der Entwickler von Engineering-Software aus dem nahen Lahe will ebenfalls aus Platzgründen mit 140 Mitarbeiter umziehen, ausgelegt wird der Neubau auf ein weiteres Wachstum. Marketingdirektor Andreas Schünemann spricht von einer „Toplage“.

„Vieles richtig gemacht“

Gleich nebenan dreht sich bereits ein Kran. Dort lässt Architekt Torsten Michelmann für sein eigenes Büro und zusätzliche Mieter ein futuristisch anmutendes Gebäude errichten. „Für eine Bürosiedlung hat die Gemeinde vieles richtig gemacht“, lobt Michelmann die Architektur der Gebäude. Darüber wird laut des Wirtschaftsförderers auch gründlich verhandelt. Attraktive Gebäude würden im Zweifelsfall schneller nachgenutzt – siehe Agco. Ein weiterer Kran steht schon dicht am Pappelweg. Dort wird sich der SAP-Berater und -Entwickler Inwerken AG ansiedeln – hinter einer prägnant rot-grau-gefärbten Fassade.

Mehrere Bewerber

Weil auch ein weiteres Grundstück in der Südostecke neben Toyota bereits verkauft ist, hat die Gemeinde nur noch zwei Grundstücke im Angebot – mit zusammen knapp 10 000 von ursprünglich 42 000 Quadratmetern. „Für diese haben wir diverse Anfragen. Wir setzen uns damit kritisch auseinander und gucken, was am besten passt“, sagt Wirtschaftsförderer Frerking. Dass die Gemeinde für das Gewerbegebiet „Nördlich Altwarmbüchener See“ nicht Klinken putzen musste, sondern im Gegenteil Angebote kanalisieren kann, daran hatte er nie einen Zweifel: „Das ist ja auch ein astreiner Standort.“

 

Quelle:
Mittwoch, 12. September 2018
Frank Walter, Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ)
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