Das Konditionskontraktmanagement ist ein Tool für die Bonusabwicklung innerhalb eines Unternehmens. Mit der Umstellung auf S/4HANA wird die altbekannte Bonusabwicklung abgeschafft und durch das Konditionskontraktmanagement ersetzt. Die Bonusabwicklung soll so technisch flexibler sowie performanter werden und für die Anwenderinnen und Anwender mehr Übersichtlichkeit bieten. Aber hält das Konditionskontraktmanagement, was es verspricht? Und wo liegen die Grenzen im ausgelieferten SAP Standard?

Für das S/4HANA-System entwickelt kann es auch im ERP-System über Business Functions aktiviert werden und ist somit bereits im ERP-System nutzbar, obwohl die generelle Umstellung auf S/4HANA noch nicht erfolgt ist.

Das Konditionskontraktmanagement kann für die Bonusabwicklung sowohl im Vertrieb als auch im Einkauf genutzt werden. Es ist aber auch für weitere Anwendungsfälle nutzbar, wie z. B. für die Provisionsabrechnung oder für Sonderrabatte. Im folgenden Beitrag wird der Fokus auf die Bonusabwicklung im Vertrieb liegen.

Was macht das Konditionskontraktmanagement besser im Vergleich zur alten Bonusabwicklung?

Um diese Frage zu beantworten, reicht ein Blick in die Tabellen: Während die alte Bonusabwicklung die eigene Tabelle VBOX beschrieben hat und es beim Beschreiben und Lesen zu längeren Laufzeiten kommen konnte, arbeitet das Konditionskontraktmanagement direkt mit der VBRK und VBRP, greift also immer auf die aktuellen Daten zu. In der Praxis bedeutet dies, dass Rückstellungen nicht durch Jobs oder manuelle Einträge gebildet, sondern aus jeder Faktura heraus erzeugt werden.

Dies ermöglicht in Echtzeit einen genauen Überblick über die Umsatzbasis und die entsprechend resultierenden Rückstellungen für die Bonusabwicklung. Sollte es durch nachträgliche Korrekturen noch einmal zu Veränderungen der Umsatzbasis kommen, kann durch Delta-Rückstellungsläufe automatisch eine Korrektur in den Rückstellungen veranlasst werden.

Aus Sicht der Anwendenden

Für die Anwenderinnen und Anwender bietet das Konditionskontraktmanagement eine gute Übersichtlichkeit über gepflegte Konditionen und erstellte Belege. Da mit der bekannten Konditionstechnik gearbeitet wird, dürfte der Umgang mit dem Pflegebild den meisten Anwendenden bekannt sein, was die Gewöhnung an die neue Transaktion einfacher gestaltet. Standardfunktionen wie Gültigkeitszeiträume oder Staffeln sind möglich.

Ruft man einen Konditionskontrakt über die Transaktion WCOCO auf, sieht man im oberen Bildbereich die Kopfdaten des Kontraktes, die auf mehreren Reitern alle relevanten Informationen zu Organisationseinheiten, Gültigkeit, Umsatzbasis und Abrechnungskalender enthalten. Der mittlere Bildbereich wird nur genutzt, wenn man einen Kontrakt für mehrere Kunden/Lieferanten gleichzeitig nutzt. Hier bekommt man eine Übersicht über die anspruchsberechtigten Kunden/Lieferanten. Der untere Bildbereich stellt die Rückstellungs- und Bonuskonditionen dar, die später in den Fakturen und Abrechnungsbelegen genutzt werden.

Es ist also jederzeit eine gute Übersicht über die angewandten Konditionen, die Umsatzbasis oder die Gültigkeit des Kontraktes geboten.

Die Umsatzbasis, zu finden auf einem Reiter in den Kopfdaten, ist das Herzstück des Konditionskontraktes, da hier definiert wird, welche Umsätze bonusrelevant sind. Es kann beispielsweise eine Kombination aus der Verkaufsorganisation, einer Kundenhierarchie, Belegarten und Warengruppen definiert werden. Weiterhin können Werte inkludiert oder exkludiert werden. Die Feldselektion kann unkompliziert im Customizing angepasst und erweitert werden. Man muss allerdings beachten, dass im Standard nur Felder aus den Tabellen VBRK oder VBRP als Feld in den Katalog aufgenommen werden können.

Resultierend aus der definierten Umsatzbasis ermittelt das System dann zum Abrechnungszeitpunkt den kumulierten Umsatz und entsprechend den ausgeschütteten Bonus. Über Reports kann jederzeit die Höhe der Umsatzbasis eingesehen und überblickt werden.

Im Abrechnungskalender kann individuell pro Konditionskontrakt eingestellt werden, in welchem Rhythmus Abrechnungsbelege erstellt werden. So kann der Kalender passend generiert und manuell erstellt werden, um jährlich, quartalsweise, monatlich oder noch öfter die Abrechnungen zu bilden oder Deltaläufe für Rückstellungskorrekturen einzuplanen.

Das Konditionskontraktmanagement bietet also ein für die Anwendenden übersichtliches Tool, um die Bonusabwicklung für Kunden und Lieferanten zu organisieren. Zudem ist es, je nach Selektionskriterien in der Umsatzbasis, also je nach Detaillierungsgrad, in dem in den Tabellen VBRK und VBRP nach Belegen gesucht wird, performant und liefert jederzeit Daten in Echtzeit.

Aus Sicht der Beratenden

Für Beraterinnen und Berater steht ein breites Customizing zur Verfügung, welches eine sehr detaillierte Steuerung erlaubt. Zusätzlich gibt es eine lange Liste an Business Add-ins, mit denen schier endlose weitere modifikationsfreie Anpassungen gemacht werden können.

Dennoch kommt das Standardprogramm im Customizing auch an seine Grenzen, die gegebenenfalls Entwicklungsaufwand bedeuten.

Wenn man Konditionskontrakte für eine oder mehrere Kundenhierarchien aufsetzen möchte, ist einem mit der OSS-Note 2553392 schon gut geholfen, um das Customizing korrekt einzustellen. Jedoch kann es danach Probleme bei der Findung des korrekten Bonusempfängers geben, da das System nicht beachtet, dass es innerhalb einer Hierarchie unterschiedliche Kunden für die Berechnung der Umsatzbasis sowie Bonusempfängerinnen und -empfänger geben kann.

Ein weiteres Problem in der Praxis könnte sein, dass es nur einen Konditionsvertrag pro Abrechnungskalender geben kann. Wenn ein Kunde beispielsweise einen Bonus monatlich ausgeschüttet bekommt und einen weiteren Bonus halbjährlich, dann müssen hierfür zwei unterschiedliche Konditionskontrakte aufgesetzt werden. Technisch ist dies kein Problem, denn es können Konditionskontrakte in den Fakturen genutzt und dort Rückstellungen gebildet werden. Jedoch ist es wichtig, dass die Anwendenden in diesem Fall die Übersicht über die verschiedenen Kontrakte je Kunde behalten.

Dies führt zur dritten Herausforderung im Konditionskontraktmanagement: Es gibt nur eine recht übersichtliche Anzahl an Reports. Während innerhalb eines Kontraktes eine gute Übersichtlichkeit über die Details gewahrt ist, könnte es den Anwendenden schwerfallen, über die verschiedenen Kontrakte auf einen Blick alle wichtigen Informationen zu erhalten. Die vorhandenen Reports bieten eine große Auswahl an verfügbaren Feldern und können über eigene Layouts individualisiert werden. Jedoch ist hier hinsichtlich der Praktikabilität und auch Optik noch Luft nach oben.

Fazit

Das Konditionskontraktmanagement ist eine performante, nutzungsfreundliche sowie neue Funktion für die Bonusabwicklung. Es bietet sehr viele Möglichkeiten, die Funktionen im Customizing zu individualisieren und somit für Unternehmen nutzbar zu machen. Es kommt an seine Grenzen, wenn die Bonusvereinbarungen sehr komplex werden, erlaubt aber eine Vielzahl von modifikationsfreien Anpassungen, um Lösungen zu finden.

Wenn ein Unternehmen die Bonusabwicklung neu in SAP einführen möchte und noch nicht auf S/4HANA umgestellt hat, kann das Konditionskontraktmanagement trotzdem bereits im ERP-System aktiviert und später einfach in S/4HANA übernommen werden. Dies könnte die Entscheidung für das Konditionskontraktmanagement noch erleichtern.

konditionskontrakmanagement Grafik WB 2024